Ich stelle euch die wichtigsten Orte und Götter der griechischen Unterwelt vor. Ihr erfahrt, wie man in die Unterwelt kommt, wer sie bewacht und welchen Helden es schon gelungen ist, der Unterwelt wieder zu entkommen.
Inhaltsverzeichnis
Die Vorstellungen vom Jenseits unterschieden sich in der griechischen Antike deutlich von denen späterer Zeiten und Religionen. Während zum Beispiel das Christentum ein Leben nach dem Tod und ein Auffahren in den Himmel verspricht, glaubten die alten Griechen, dass sie ein Dasein als Schatten erwartete.
Die meisten Darstellungen der Unterwelt stammen aus literarischen Quellen – die frühesten davon sind die Homerischen Epen. Inwiefern sie allgemeinen Vorstellungen entsprachen, ist in der Forschung umstritten. Homer beschreibt die Unterwelt als einen Ort jenseits des Weltstroms Okeanos, der von der Welt der Lebenden abgetrennt ist.
Nach ihrem König wurde die Unterwelt in den Quellen oft als "Haus des Hades", oder einfach nur "Hades" bezeichnet. Auch der Acheron als Grenzfluss wurde zum Beispiel bei Aischylos namensgebend für das Totenreich.
In der griechischen und römischen Literatur wird häufiger von Jenseitsreisen berichtet, in denen versucht wird, bestimmte Bewohner (Tote, Götter, Ungeheuer) ins Diesseits zu holen, Wissen über die Zukunft oder Informationen über den Tod zu erhalten. Doch die Unterwelt zu erreichen, ist keine leichte Aufgabe. Oft erfordert es einen Führer und ein Pfand, das die Rückkehr aus der Unterwelt garantiert (bei Vergil ist es ein goldener Zweig).
Gott Hermes erscheint häufig in der Rolle des Psychopompos (Seelenführers), der den Weg in den Hades weist. Der Eingang befindet sich wahlweise im Quellgebiet des Acheron, oder am Lauf des Weltenflusses Okeanos, dessen Ufer von Pappelwäldern und unfruchtbaren Weiden gesäumt werden, je näher man dem Zugang kommt. Dort liegt ein vulkanischer See, dem schwelfelhaltige Gase entströmen. Die Ebene dieses sogenannten Lacus Avernus, der sowohl in den homerischen Epen als auch später bei Vergil (Aen. 3,442 und 6,126; hier heißt er Dis Pater) den Eingang zur Unterwelt markiert ist auch Wohnort des Volkes der Kimmerioi. Diese leben dort, in ewigen Nebel gehüllt, ohne je das Licht der Sonne zu erblicken (Hom. Il. 11,14–22). Laut Ovid (met. 11, 583–649) befindet sich hier auch die Behausung des Hypnos, des Gottes des Schlafes und Zwillingsbruders des Todesgottes Thanatos. Seine Söhne, die Träume (unter ihnen Morpheus als der Bekannteste), halten sich ebenfalls am Übergang vom Reich der Lebenden zum Reich der Toten auf. Vergil benennt eine gewaltige Ulme, an deren Blättern die nichtigen Träume hingen (Aen. 6,280–285). Zudem lagerten im Eingangsbereich des Hades auch zahlreiche Fabelwesen und ungeliebten Gottheiten wie die Furien und Eris, die Göttin der Zwietracht. Zentauren befinden sich vor den Toren, ebenso Mischwesen wie Scyllen, der hundertarmige Briareus, die Hydra, Gorgonen, Harpyien und, mit drei Leibern, der Schatten Geryons.
In der Ilias ist es ein Fluss, der die Unterwelt von der Welt der Lebenden trennt und Unbefugten den Zutritt verwehrt (meist Acheron oder Styx). Erst im Minyas-Epos erscheint Charon als weitere Übergangsfigur, der die Seelen Toten nach ihrer formellen Bestattung übersetzt. Bei Homer ist zudem von einer Mauer und einem gewaltigen Tor die Rede, das von einem Hund bewacht wird. Dieser heißt bei Hesiod erstmals Κέρβερος (Kerberos) und hat hier ganze fünfzig Köpfe.
Spätere Quellen nennen weitere Gottheiten mit Wächter-Funktion wie Hekate, die bei Apollodor als Verwalterin der Schlüssel zum Unterwelt-Tor auftritt.
Ebenfalls im Eingangsbereich des Hades befindet sich laut Homer das Tor zum Reich des Gottes Helios, das er allmorgendlich mit seinem Wagen durchfährt, um die Sonne über den Himmel zu ziehen. Dies legt eine Lage im Osten nahe.
[...] (U)nd (sie) folgten Hermes, dem Retter entlang den Pfaden im dämmrigen Düster; | Gingen vorbei an Okeanos’ Strömung, am Felsen des Leukas, | Gingen vorüber an Helios’ Toren, am Ort, wo die Träume | Wohnen, und kamen dann schnell an ihr Ziel, zur Asphodeloswiese. | Diese ist Raum und Behausung der Seelen, der Masken der Müden.
- Hom. Od. 24.10–13.
Asphodelen sind weiß bis rosa blühende Blumen, die der Königin der Unterwelt, Persephone, geweiht waren und im klassischen Griechenland häufig auf Gräber gepflanzt wurden. Daher rührt die Vorstellung, dass sie in der Unterwelt auf einer gewaltigen Wiese wachsen. Einige Wissenschaftlerinnen hegen jedoch die Auffassung, dass der Name σφοδελὸς vom griechischen Wort für Asche (σποδός) herrührt und daher ein Aschefeld meint.
In jedem Falle ist der Asphodelengrund jener Ort in der Unterwelt, wo Homer zufolge die Totenrichter Minos, Rhadamanthys und Aiakos Streitigkeiten zwischen den Seelen schlichten oder über deren Schicksal entscheiden. Viele Verstorbene verweilten freudlos auf dem Asphodelengrund. Andere wurden von den Richtern in den Tartaros gestoßen oder zum Elysion bzw. auf die Insel der Seligen geschickt.
Oftmals wird der Tartaros synonym mit der Unterwelt verwendet, gelegentlich ist er jedoch ein davon abgetrennter Bereich. Hesiod schreibt in seiner Theogonie:
Dort sind die Titanen-Götter in finsterem Dunkel nach dem Willen des Wolkenversammlers Zeus verborgen, am modrigen Ort am Rand der riesigen Erde. Jeder Ausgang ist ihnen versperrt, denn Poseidon setzte eherne Tore davor, und ringsum läuft eine Mauer nach beiden Seiten.
- Hes. Theog. 729–734.
Der Tartaros gilt also als Gefängnis der Titanen, das so weit unter dem Hades liegt, wie die Erde unter dem Himmel. Vergil beschreibt statt einer eisernen Mauer, die ihn umschließt, drei Mauern, die zudem vom flammenden Unterweltstrom Phlegethon umflossen werden (Aen. 6,549–551). Platon versteht den Tartaros als Schlund, in den die Unterweltflüsse fließen. Hesiod sieht im Tartaros zudem den Wohnort der Götter Nyx (die Nacht), Atlas, der das Weltengewölbe trägt, Hypnos und Thanatos. Auch die Flussgöttin Styx soll dort einen Palast bewohnen. Hier werden diejenigen Seelen bestraft, die zu Lebzeiten die größten Verbrechen begangen haben (z.B. Tantalos und Sisyphos). In der christlichen Tradition, die Teils auf Vergil beruht, ist er das Pendant zur Hölle. In der Aeneis ist der Tartaros geprägt von einem eisernen Turm, auf dem die Furie Tisiphone Tag und Nacht Wache hält und hinter dessen Mauern die Verbrecher bestraft werden.
Das Gegenstück zum Tartaros ist das Elysion. Homer (Od. 4,561–565) beschreibt es als einen Ort, ohne Regen, Schnee und Winter, an dem die Menschen mit Leichtigkeit durchs Leben schreiten. Mit Menschen sind zunächst jedoch wenige von den Göttern erwählte Heroen gemeint. Hesiod (erg. 167–172) nennt diesen paradiesischen Ort die Insel der Seligen (μακάρων νήσοι). Das Elysium wird vom Lethefluss umflossen. Spätere Autoren bezeichnen das Elysion als “Feld” auf der Insel der Seligen und Wohnort des Unterweltrichters Rhadamanthys.
Änderungen der Jenseitsvorstellungen im Laufe der Zeit ließen die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod keimen. So wurde das Elysion zu einem Paradies für die Rechtschaffenen, zu dem auch gewöhnliche Menschen, wenn sie gerecht und gut gelebt hatten, Zugang erhielten. Das Elysion erscheint als Tanzplatz der Gottesfürchtigen und Vorläufer christlicher Paradiesvorstellungen.
Laut Hesiod befindet sich die Burg des Hades und der Persephone im Tartaros. Bei Vergil schließt sich an den Palast, der in der Werkstatt der Zyklopen geschaffen wurde, das Elysion an. Gekennzeichnet wird er durch ein Tor und ein davor liegendes Gewölbe, an dem Aeneas den goldenen Zweig als Gabe für Persephone anbringt (Aen. 629–632).
Der Mythos um das Herrscherpaar der griechischen Unterwelt wurde in der Literatur und Kunst seit der Antike häufig aufgegriffen. Dennoch waren sie gefürchtet. Hesiod berichtet, dass sie einen Teil der Unterwelt bewohnen, der selbst die unsterblichen Götter in entsetztes Staunen versetze. Entsprechend ehrfurchtgebietend erschienen vielen der alten Griechen der “mächtige Hades” und die “schreckliche Proserpina”. Manch einer fürchtete den König der Unterwelt so sehr, dass man es vermied, ihn beim Namen zu nennen.
Hier einige Fakten zu Beiden auf einen Blick:
Wenn ihr mehr über die Geschichte von Hades und Persephone erfahren möchtet, schaut hierzu gern in meinem ausführlichen Post zum Thema.
Kaum ein antiker Mythos inspirierte Kunstschaffende weltweit so sehr wie die Geschichte vom Raub der Persephone. In diesem Blogbeitrag geht es um den griechischen Gott Hades, der Persephone, die Tochter der Demeter, in die Unterwelt entführt und zu seiner Frau gemacht hat. Gerade jetzt liegen Band zwei und drei der 'A Touch of Darkness'-Trilogie von Scarlett St.Clair auf meinem Nachttisch, die eng an diesen griechischen Mythos angelehnt sind.
In der Vorstellungswelt der alten Griechen ist der Schlaf (Hypnos/῞Υπνος) zweigesichtig: der süße, angenehme Schlaf, der von Sorgen befreit einerseits und der unheilvolle Zwillingsbruder des Todes (Thanatos/ Θάνατος) andererseits. Die Zwillinge sind Söhne der Nyx und werden auf attischen Vasen häufig als geflügelte junge Männer dargestellt. Laut Hesiod leben beide im Tartaros, bei Vergil wird Hypnos gemeinsam mit seinen Söhnen am Eingang der Unterwelt verortet. Lukian behauptet, er sei der Herrscher über die Insel der Träume. Den Menschen bringt Hypnos den Schlaf entweder durch seine Schwingen, einen benetzten Zweig, oder er gießt ihn über ihnen aus.
Auch Thanatos kann in den Quellen wahlweise als Erlöser oder als Feind der Menschen und der unsterblichen Götter mit einem Herzen und Sinn aus Eisen erscheinen. In einigen Erzählungen wird er als Handlanger des Unterweltkönigs Hades bezeichnet. Der Wunsch des Menschen, den Tod überlisten zu können, zeigt sich in Geschichten wie der des Sisyphos, dem es gelingt, Thanatos zu fesseln, weshalb die Menschen nicht mehr sterben. Zeus sendet daraufhin seinen Sohn, den Kriegsgott Ares, um Thanatos zu befreien und ihm Sisyphos zu übergeben. Da dieser aber seiner Frau verboten hatte, das übliche Totenritual durchzuführen, wurde ihm der Übergang in den Hades verwehrt. Um dieses Ärgernis zu regeln, entließ ihn Thanatos erneut ins Leben, wodurch Sisyphos dem Tod ein weiteres Mal entging.
Hekate (Ἑκάτη) ist mit Abstand eine der beeindruckendsten Figuren der griechischen Mythologie, über die man einen ganz eigenen Blogpost schreiben könnte. Oft erscheint sie als Herrin über die Geister und Göttin der Magie. In der Spätantike wird sie selbst zur angsteinflößenden, gespensterhaften Gestalt. Im ihr gewidmeten Hymnos bei Hesiod erscheint sie als Tochter der Titanen Asteria und Perses.
Asterie empfing und gebar dort Hekate, die der Kronossohn Zeus vor allen anderen ehrte; er schenkte ihr glänzende Gaben, Anteil an Erde und am unwirtlichen Meer doch genießt sie auch Ehrenrecht am Sternenhimmel und höchste Ehre bei ewigen Göttern.
- Hes. Theog. 411–415
Er preist sie als mächtige, von Zeus geehrte Göttin, die verschiedensten Personengruppen in unterschiedlichsten Situationen Schutz und Glück verheißt. Auf attischen Vasenbildern erscheint sie oft als junge Frau im Peplos. Seit klassischer Zeit auch als Göttin mit drei Köpfen, was mit ihrer Verehrung an Wegkreuzungen (Dreiwegen) zusammenhängen könnte. In der hellenischen Vorstellungswelt wurde ihr Kommen von Hundegeheul angekündigt, weshalb sie oft gemeinsam mit einem Hund dargestellt wurde.
Die Totenseelen in Hekates Gefolge verursachten laut Hippokrates Wahnsinn und Schrecken. Besonders gefährdet, ins Gefolge der Hekate zu gelangen, waren gemäß der griechischen Vorstellungswelt Mädchen, die unverheiratet und Frauen, die kinderlos starben, da Hekate für ihr Los verantwortlich war. Das Bild der Geisterherrin und eine mythologische Nähe zu Persephone brachte ihr die Rolle als Hüterin der Schlüssel zur Unterwelt ein.
In der homerischen Hymne an Demeter informieren der Sonnengott Helios und Hekate Demeter über die Entführung von Persephone. Hier schwingt die Vorstellung von Hekate als Mondgöttin mit: Sonne und Mond werden aufgrund ihrer Fähigkeit, alles zu sehen, was auf der Erde geschieht, zu den Ereignissen befragt.
Wie bereits erwähnt soll auch die Personifikation der Nacht (Nyx/Νύξ) im Tartaros hausen. Ihre Häuser sind laut Hesiod in schwarzen Wolken verborgen. Als Tochter des Chaos hat sie mehrere Kinder mit ihrem Bruder Erebos (Ἔρεβος), der Personifikation der Finsternis. Zahlreiche Nachkommen erzeugt sie jedoch ganz ohne männliche Mitwirkung. Darunter Moros (das Verderben), Ker (das Todeslos), die Moiren (die drei Schickalsgöttinnen), Nemesis (die Vergeltung), Geras (das Alter), und Eris (die Zwietracht).
Bei Vergil lebt Eris zusammen mit Geras, Thanatos, Hypnos, Moros, Ker und vielen anderen am Eingang zur Unterwelt. In der Ilias ist sie es, die das Kampfgeschehen auslöst (Hom. Il. 11,3–5). Spätere Quellen machen sie durch die Anstiftung zum Parisurteil sogar zur eigentlichen Verursacherin des Troianischen Kriegs. Da sie nicht zur Hochzeit von Thetis und Peleus geladen worden war, warf sie einen goldenen Zankapfel in die Schar der Gäste und löste somit einen Wettstreit zwischen den Göttinnen Athene, Aphrodite und Hera aus. Da Zeus sich weigerte, als Richter zu fungieren, erwählte er den jungen Paris. Er sollte entscheiden, welche der drei Göttinnen die Schönste sei. Die Wahl des Paris fiel auf Aphrodite, da sie ihm für den Sieg die schönste Frau auf Erden versprochen haben soll. Leider war diese – Helena – aber schon mit dem spartanischen König Menelaos verheiratet und das Schicksal nahm seinen Lauf…
Als Sohn des Zeus und der Nymphe Maia ist Hermes einer der zwölf olympischen Gottheiten. Dennoch wird er häufig mit der Unterwelt in Verbindung gebracht. Als Mittler zwischen Himmel und Erde, Olymp und Hades, ist Hermes der Urtyp des Herolds und Boten. Um die gewaltigen Distanzen schneller überbrücken zu können, wurden ihm ikonographisch geflügelte Schuhe zugedacht. Dieser Grenzgänger zwischen den Welten ist eine ideale Führerfigur. Als Psychopompos geleitet er die Seelen der Verstorbenen in die Unterwelt. Umgekehrt ist er auch in der Lage, Herakles (Hom. Od. 11,626) oder Kore/Persephone (Hom. H2 335–337) wieder aus dem Totenreich herauszuführen.
Am Ufer des Flusses Acheron oder der Styx wartet Charon (Χάρων, abgeleitet wohl von χαροπός = “finsterblickend”), ein weiterer Sohn der Nyx, in einem Kahn auf die Toten. Doch erst nach dem Vollzug der entsprechenden Beerdigungsriten darf er sie übersetzen. Homer nennt ihn nicht, seine früheste Erwähnung findet er wohl im 5. Jahrhundert v. Chr. Auch in der Komödie die Frösche von Aristophanes tritt er auf. Hier wird erstmals erwähnt, dass er zwei Obolen für die Überfahrt einfordert (Aristoph. Ran. 140) – allerdings als komödiantisches Element. Die in etlichen Gräbern klassischer Zeit gefundenen Münzen sind eher als Ersatz für die im Diesseits zurückgelassenen Besitztümer zu deuten.
Bei Vergil befördert er Aeneas aufgrund des von ihm mitgeführten goldenen Zweiges. Als Strafe dafür, dass er Herakles noch zu dessen Lebzeiten übersetzte, wodurch dieser die Chance erhielt, Kerberos in die Oberwelt zu entführen, soll er ein Jahr lang in Ketten gelegt worden sein.
Rhadamanthys, Minos und Aiakos, die Totenrichter, zählen ebenfalls zu den prominenten Bewohnern der Unterwelt. Gemäß der Quellen galt Rhadamanthys als besonnen und gerecht. Homer bezeichnet ihn als Sohn des Zeus und der Europa. Platon schrieb ihm Rechtsgrundlagen für das griechische Prozesswesen zu (Plat. leg. 1,625a 2). Herakles soll sich nach der Tötung des Linos auf ein Gesetz des Rhadamanthys berufen haben und so ungestraft geblieben sein. Nach seinem Tod weilte er im Elysion und waltete als Totenrichter.
Minos, der Bruder des Rhadamanthys ist ebenfalls bekannt für seine Tätigkeit als Richter und Gesetzgeber, von dem auch Sparta unter Lykurgos seine Gesetze übernommen habe. Nicht unbeteiligt an diesem Prozess ist sein Vater und Erzieher Zeus, von dem er laut Platon die Gesetze erhielt. Minos setzte seine Tätigkeit auch nach dem Tod in der Unterwelt fort, wo er laut der Odyssee Streitigkeiten zwischen den Toten schlichtete. Erst in Platons Dialog Gorgias erscheint Minos als Totenrichter, der über die im Leben begangenen Taten der Verstorbenen urteilt, wobei er den Vorsitz im Gericht führt.
Ein weiterer Sohn des Zeus und Totenrichter ist Aiakos, der laut Plutarch (Thes. 5) ebenfalls als Vorbild an Gerechtigkeit und Frömmigkeit bekannt war. Seine Gebete retteten Griechenland vor Trockenheit und Hunger. Sogar von den Göttern wurde er als Richter bestellt. Nach seinem Tod wurde er einer der Totenrichter. Aristophanes schildert ihn in den Fröschen als den Totenrichter schlechthin.
Da die fünf großen Unterweltflüsse Acheron ("Der schwarze Fluss"), Styx ("Die Schwurzeugin der Götter"), Kokytos ("Der Fluss des Wehklagens"), Phlegethon ("Der Flammende") und Lethe ("Der Fluss des Vergessens") in den Quellen oft auch als Personifikationen bzw. Gottheiten genannt werden, sind sie ebenfalls zu den Bewohnern des Hades zu zählen. Hesiod nennt Styx als eine der Bewohnerinnen des Tartaros. Er schreibt in seiner Theogonie:
Dort wohnt auch die den Unsterblichen verhaßte Göttin, die schreckliche Styx, älteste Tochter des Ringstromes Okeanos. Fern von den Göttern bewohnt sie ein berühmtes Haus, das überdacht ist von mächtigen Felsen; ringsum stützen es silberne Säulen, die bis zum Himmel reichen.
- Hes. Theog. 775–780.
Wenn ihr mehr über die Unterweltflüsse erfahren möchtet, schaut gern auf meinem ausführlichen Blogpost hierzu vorbei.
Eine junge Frau namens Alice findet einen Job als Putzfrau in einer Londoner Wohnung. Sie ahnt nicht, dass die Mieter griechische Götter sind. Der notorische Schwerenöter Apollon verliebt sich in Alice, aber als er herausfindet, dass ihr Herz einem jungen Mann namens Neil gehört, bringt er Zeus dazu, sie mit einem Blitz zu töten.
Apollon fühlt sich schuldig und versucht, sich bei Neil zu entschuldigen, verdunkelt jedoch im Zuge eines Wutausbruchs die Sonne. In diesem Moment verliert Apollon seine Energie und stirbt, so dass die Welt ohne Sonne dasteht. Neil steigt in den Hades hinab, um die Seelen von Alice und Apollon zu suchen, seine Geliebte wiederzubeleben und die Welt zu retten.
Mein Geheimtipp für euch ist der Fantasyroman "Götter ohne Manieren" von Marie Philipps. Apollon ist auch hier einer der Hauptcharaktere des Buches und ganz der mythologischen Vorlage gemäß erweist sich seine Liebe zur Damenwelt als fatal. Zudem gibt es einen obligatorischen Ausflug in die Unterwelt à la "Orpheus und Eurydike".
Grandios ist die Art und Weise, wie die Göttinnen und Götter des Olymp ins 21. Jahrhundert versetzt werden: Aphrodite etwa jobbt für ein Erotik-Callcenter, Artemis, Göttin der Jagd, ist Hauptberufliche Dog-Walkerin und Apollon moderiert eine drittklassige Fernsehshow. Da sind schmerzende Lachmuskeln vorprogrammiert!
Seit Persephone ein kleines Mädchen war, welken Blumen unter ihrer Berührung – ein schlechtes Omen für die vermeintliche Göttin des Frühlings. Nachdem sie nach Neu-Athen gezogen ist, hofft sie, als sterbliche Journalistin getarnt ein bescheidenes Leben führen zu können.
Hades, der Gott der Toten, hat in der Welt der Sterblichen ein Glücksspiel-Imperium aufgebaut.
Nach einer zufälligen Begegnung der Beiden findet sich Persephone in einem Vertrag mit dem Totengott wieder, dessen Bedingungen unmöglich zu erfüllen sind: Persephone soll Leben in der Unterwelt erschaffen oder ihre Freiheit für immer verlieren. Während sie darum kämpft, ihre Unabhängigkeit zurückzuerlangen wächst jedoch ihre Liebe zu Hades – und die ist verboten.
Aktuell sind Neuerzählungen des Hades und Persephone-Mythos stark im Kommen. Allein in den letzten zwei Jahren erschienen mit der "A Touch of Darkness"-Reihe und "Neon Gods" zwei sehr gehypte Fantasyadaptionen des mythologische Stoffs. Was bis heute fasziniert, sind ohne Frage das Motiv der 'verbotenen Liebe' und Neuinterpretationen der Geschichte um den vermeintlichen 'Raub' Persephones.
"A Touch of Darkness" kann vorallem mit romantischer Spannung und gut ausgearbeiteten Charakteren punkten. Besonders Freund*innen des Dark Romance Genres dürften hier auf ihre Kosten kommen.
Percy kann es nicht fassen: Sein verschwundener Vater ist der Meeresgott Poseidon! Endlich versteht Percy, warum er ständig von irgendwelchen gruseligen Monstern aus der griechischen Mythologie verfolgt wird. Zum Glück findet er in Camp Half-Blood treue Freunde: Annabeth, die Tochter der Athene; Grover, den Satyr und Tyson, den Zyklopen. Diese drei begleiten ihn bei seinen Abenteuern im Kampf um den Olymp – fünf unfassbar spannende Bände lang!
Zur„Percy Jackson“-Reihe ist nicht viel zu sagen: Jeder kennt sie, viele lieben sie – mich eingeschlossen. Rick Riordan ist bekannt für seine Mythologieadaptionen im Jugendroman.
Nicht nur die „Percy Jackson“-Bücher, sondern auch seine „Helden des Olymp“-Reihe, die an die römische Mythologie angelehnt ist, die "Kane-Chroniken", in denen er sich der ägyptischen Götterwelt annähert und auch die "Magnus Chase"-Reihe, in der man es mit dem nordischen Pantheon zu tun bekommt, erfreuen sich großer Beliebtheit. Zu empfehlen sind übrigens auch die „Abenteuer des Apollo“.
Von Zeus aus Mytikas, der Heimat der Götter, auf die Erde verbannt, soll Apollon, der griechische Gott des Lichts, ausgerechnet mit Aphrodites Hilfe den Fluch brechen, den sie ihm als Strafe für die Niederlage der Trojaner im Krieg um ihre Stadt auferlegt hatte. Jenen Fluch, der es ihm seit Jahrtausenden verwehrt, sich neu zu verlieben.
Nun sieht Apollon sich gezwungen, sich mit dem Dating des 21. Jahrhunderts vertraut machen: Ein Tinder-Account, Liebesromane und zweifelhafte Ratschläge seiner Freunde sollen ihm dabei helfen, das Herz eines Mädchens zu gewinnen. Und als wäre das nicht schon genug der Schwierigkeiten, tauchen auch noch uralte Feinde auf, die ihm die Rückkehr verwehren wollen.
Marah Woolf ist eine der erfolgreichsten Selfpublisherinnen Deutschlands. In ihrem Roman „Fluch der Aphrodite“ (der übrigens das Sequel zur "Götterfunke"-Reihe ist) gelingt es ihr, die griechische Mythologie und Götterwelt mit viel Charme und Witz zu verarbeiten.
Ihre Hauptfigur ist Apollon – der mir als ein absoluter Autor*innenliebling erscheint und in zahlreichen Adaptionen griechischer Mythen auftritt (nicht zuletzt aufgrund seines wahrlich sagenhaften Frauenverschleißes). Persönlich gefällt mir der Rückgriff auf den Trojanischen Krieg als Wurzel für Apollons Fluch sehr gut. Ein gelungenes Lesevergnügen für Liebhaber*innen des Jugendfantasyromans.
Seit Jahrhunderten bestraft Zeus neun abtrünnig gewordene Götter mit einem Agon, das sie für eine Woche sterblich macht und sie der Gnade derer aussetzt, die Jagd auf sie machen, um sich ihre Kräfte anzueignen.
Nach der sadistischen Ermordung ihrer Familie durch eine rivalisierende Blutlinie entkommt Lore dem Agon und schwört, sich für das Opfer ihrer Eltern zu revanchieren, indem sie nur eines tut: überleben. Seit sieben Jahren verdrängt sie das Verlangen nach an Rache an dem Mann, der für den Mord an ihren Eltern verantwortlich ist, einem Mann namens Wrath, der unvorstellbare Macht erlangt hat.
Außer für eine Woche, alle sieben Jahre ... Als Lore in der ersten Nacht des Agon nach Hause kommt und Athene schwer verwundet vor ihrer Tür findet, bietet die Göttin ihr ein Bündnis an. Doch als die Welt unter Wraths Macht erzittert gerät Lores Entscheidung, ihr Schicksal mit dem von Athena zu verbinden.
In meiner Rezension zu "Lore" habe ich schon ausgiebig von diesem Buch geschwärmt. Leider gibt es immer noch keine deutschsprachige Ausgabe, aber ich hoffe doch sehr, dass die nicht mehr lang auf sich warten lässt!
Ein hervorragend recherchiertes Jugendbuch, das in die Welt griechischer Helden und Götter entführt, und sie in die heutige Zeit holt. Eine packende Story über Schicksal, Vergeltung und Liebe, gespickt mit zahllosen klassischen Motiven. Absolute Leseempfehlung von mir!
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