Die 5 wichtigsten griechischen Autoren, die man gelesen haben muss

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29/10/2023
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Viktoria groos

Unser Wissen über die griechisch-römische Antike ziehen wir unter anderem aus den Werken antiker Autoren. Hier sind 5 der interessantesten Dichter, Philosophen und Historiographen des antiken Griechenlands.

Die griechischen Autoren haben großen Einfluss auf unsere Sichtweise der Antike.
Die griechischen Autoren haben großen Einfluss auf unsere Sichtweise der Antike.

Hallo meine lieben Bücherwürmer,

ich weiß, ich weiß… wenn ihr in der Schule mit Altgriechisch behelligt wurdet oder nicht eben die enthusiastischsten Geschichts-Fans wart, ist eure Begeisterung angesichts des Titels dieses Beitrages vermutlich nicht gerade groß. Aber lasst mich euch erklären, warum ich die folgenden 5 griechischen Autoren aus dem antiken Hellas jedem Lesenden ans Herz legen kann. Und zwar auch, wenn ihr mit Geschichte und den alten Griechen erstmal nichts anfangen könnt.

  • Homer
  • Hesiod
  • Herodot
  • Ktesias
  • Plutarch

#1 Homer

Fangen wir bei der Mutter aller Geschichten an – zumindest aus westlicher Perspektive betrachtet. Die homerischen Epen sind seit der Antike ein wichtiger Referenzpunkt für nachfolgende Autoren. Alle antiken Literaten versuchen, ans unerreichte Original heran zu kommen und benutzen zahllose Motive aus den Epen.

Das ältere Epos – die Ilias – befasst sich übrigens nicht wirklich mit dem Troianischen Krieg. Die Handlung spielt im neunten Jahr der Belagerung Troias (Ilions), in dem sich Agamemnon, der Oberbefehlshaber der Achaier und König von Mykene, mit dem Heros Achilles in die Haare bekommt. Der Auslöser ist eine als Beute genommene Sklavin, Briseis, aber der Zwist geht viel tiefer und ist als Grundsatzproblem zu betrachten. Achilles ist der Meinung, dass derjenige, der die meiste Arbeit im Feld zu leisten hat, auch derjenige sein sollte, der die meiste Beute erhält. Agamemnon, den Achilles als kampffaul und „mit dem Mut eines Hirsches“ ausgestattet beschreibt, sieht das allerdings anders…

Um Agamemnon eins auszuwischen, will Achilles nicht mehr am Kampf teilnehmen und bittet seine Mutter, die Nymphe Thetis, beim Göttervater Zeus ein gutes Wort für seinen Plan einzulegen, und zu erwirken, dass es das Heer der Achaier böse trifft, damit Agamemnon erkennt, wie sehr er sich daneben benommen hat. Hier wird es dann auch spannend für Freunde und Freundinnen der griechischen Mythologie! Denn fortan haben zahllose Götter und Göttinnen in der Ilias einen Auftritt und mischen sich trotz der Anordnung von Zeus, sich aus den Belangen der Sterblichen heraus zu halten, munter ins Geschehen ein…

Göttinnen und Götter sind auch in der späteren Odyssee Hauptdarstellende. Der listige Odysseus versucht nach der gelungenen Einnahme Troias endlich nach Ithaka heim zu kehren, legt sich aber unglücklicherweise mit dem Meeresgott Poseidon an und verbringt ganze 10 weitere Jahre auf Irrfahrt. Hiervon werden in der Odyssee aber nur 40 Tage näher beschrieben. In diesen bekommt er es mit Zyklopen, Sirenen, der Zauberin Kirke, den Lotosessern und Aiolos, dem Herrn der Winde, zu tun. Immer wieder zu Hilfe eilt ihm die Göttin der Weisheit und des Krieges, Athene, die ein großes Herz für Heroen hat.

Solltet ihr vor der etwas sperrigen Sprache der Epen zurückschrecken und Comic-Adaptionen mögen, kann ich euch übrigens die kürzlich in der Reihe ‚Mythen der Antike‘ beim Splitter-Verlag erschienenen Graphic-Novels ‚Die Ilias‘ und ‚Die Odyssee‘ sehr empfehlen. Sie sind wunderbar illustriert und unheimlich nah am Original!

#2 Hesiod

Wenn wir schon von griechischen Sagen und Legenden sprechen, kommen wir um Hesiods Theogonie nicht herum. In ihr berichtet der archaische Dichter uns von den verwandtschaftlichen Beziehungen unter den Göttern des Olymp und ihren verschiedenen Generationen. Am Beginn steht seinem Bericht zufolge das Chaos, dann folgen die ‚Urgewalten‘ Gaia – die Erde, Tartaos – die Unterwelt, Eros – die Zeugungskraft,  Erebos – die Finsternis, Nyx – die Nacht. Gaia gebiert Uranos, den Himmel, auf den Kronos und dann Zeus folgen.

Ich erspare euch an dieser Stelle die für mich immer wieder beeindruckend lange Nachkommenliste des Zeus, aber bei Hesiod könnt ihr sie nachlesen! Man erfährt alles über Funktionen der Göttinnen und Götter und manchmal – wie im Falle der Hekate – sogar in welchen Situationen sie angebetet wurden.

Wer sich nicht vor vielen (manchmal komplizierten) Namen fürchtet und sich genauso für Mythologie begeistern kann wie ich, der sollte (mindestens!) einmal im Leben zu Hesiod greifen.

#3 Herodot

Für immer meine Nummer eins. Sorry not sorry. Der von Cicero als ,Vater der Geschichte‘ bezeichnete Historiograph aus Halikarnassos ist ein erzählerisches Genie! Zwar befasst sich sein Werk vor allem mit den Perserkriegen (500–479 v. Chr.) und dem Beginn der Auseinandersetzungen zwischen Hellenen und ‚Barbaren‘, aber neben den großen Schlachten, die man vielleicht auch aus Film und Fernsehen kennt, haben die Historien so viel mehr zu bieten. Spannende Charaktere – sowohl unter den Griechen als auch den Bewohnern Asiens –, tiefgründige Leitmotive, die das gesamte Werk durchziehen (z.B. eine sehr pessimistische Einstellung zum Reichtum), humoristische Erzählungen, ethnographische Beschreibungen (die nicht immer ernst zu nehmen sind), und eine wundersame Flora und Fauna (besonders im ferneren Osten).

Wenn ihr Interesse an pupsenden Ägyptern, goldschürfenden Riesenameisen, den Höfen wundersam reicher ‚orientalischer‘ Herrscher, Haremsdamen in geheimer Mission und Zauberringen habt, ist Herodot euer Mann! Ich habe seine Historien inzwischen schon mindestens zweimal gelesen und würde es jederzeit wieder tun.

#4 Ktesias

Sex and Crime – das ist Ktesias’ Metier. Tragischerweise zählt der Autor aus Knidos zu jenen armen Tröpfen, die uns nur fragmentarisch, also in Zitaten bei anderen Autoren, erhalten sind. Zum Glück bemüht sich die Wissenschaft seit vielen Jahren darum, diese verlorenen Werke zu rekonstruieren, sodass man Ktesias‘ Persika wunderbar in Übersetzung lesen kann.

Ktesias, dieser Fuchs, behauptet von sich selbst Arzt am Hofe des persischen Großkönigs Artaxerxes II. (453–359/58 v. Chr.) gewesen zu sein. So verschafft er sich Autorität, denn schließlich berichtet er ‚aus erster Hand‘ von den Zuständen am Perserhof. Soviel vorweg: diese Behauptung ist höchst umstritten! Was Ktesias definitiv  bietet, ist eine ganze Reihe von Orient-Stereotypen, die bis heute sehr wirkmächtig sind.

Warum war er so einflussreich, fragt man sich da vielleicht. Die Antwort ist simpel: Sein Werk ist sehr unterhaltsam! Niemand beschreibt so fantasievolle Foltermethoden wie Ktesias (da kann manch ein moderner Thriller-Autoren einpacken), so gefährliche und grausame weibliche Charaktere oder so phantasievolle ‚Fremdvölker‘. Wenn ihr euch immer schon gefragt habt, wo das erst Einhorn gesichtet wurde, die Hundsköpfe leben und welches Volk mit schattenspendenden riesen-Füßen aufwarten kann, sind die Persika genau das Richtige für euch.

#5 Plutarch

Vorsicht, Zeitsprung! Plutarch kommt zwar aus dem griechischen Cheironeia, schreibt aber während der römischen Kaiserzeit (1. Jh. n. Chr.). Seine Werke sind umfangreich, aber besonders ans Herz legen möchte ich euch die Parallelviten, in denen er jeweils einen berühmten Griechen und einen berühmten Römer miteinander vergleicht. Sein Ziel ist dabei klar: Er will anhand der Beispiele berühmter Persönlichkeiten positive und negative Charaktereigenschaften aufzeigen und sein Publikum moralisch belehren. Klingt erstmal vielleicht nicht so unterhaltsam, aber weit gefehlt! Seine Lebensbeschreibungen sind alles andere als langweilige Moralapostelei. Plutarch schafft spannende und oft widersprüchliche Charaktere, interessante Dialoge und durchwirkt seine Biographien mit lehrreichen Anekdoten, die viel Aufschluss über antike Moralvorstellungen und Ideale der Menschenführung bieten. Definitiv ein Lesevergnügen (besonders spaßig ist die Biographie von Markus Antonius, dem römischen Politiker, Triumvirn und späteren Ehemann von Kleopatra VII.).

Ich hoffe ich konnte euch ein paar Anregungen bieten und euch für die gar nicht so verstaubte altgriechische Literatur begeistern. Wagt euch gern heran und teilt mir z.B. über Instagram mit, wie euch die Werke gefallen haben!

Alles Liebe,
Eure Tori

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"Götter ohne Manieren" von Marie Phillips

Eine junge Frau namens Alice findet einen Job als Putzfrau in einer Londoner Wohnung. Sie ahnt nicht, dass die Mieter griechische Götter sind. Der notorische Schwerenöter Apollon verliebt sich in Alice, aber als er herausfindet, dass ihr Herz einem jungen Mann namens Neil gehört, bringt er Zeus dazu, sie mit einem Blitz zu töten.

Apollon fühlt sich schuldig und versucht, sich bei Neil zu entschuldigen, verdunkelt jedoch im Zuge eines Wutausbruchs die Sonne. In diesem Moment verliert Apollon seine Energie und stirbt, so dass die Welt ohne Sonne dasteht. Neil steigt in den Hades hinab, um die Seelen von Alice und Apollon zu suchen, seine Geliebte wiederzubeleben und die Welt zu retten.

Mein Geheimtipp für euch ist der Fantasyroman "Götter ohne Manieren" von Marie Philipps. Apollon ist auch hier einer der Hauptcharaktere des Buches und ganz der mythologischen Vorlage gemäß erweist sich seine Liebe zur Damenwelt als fatal. Zudem gibt es einen obligatorischen Ausflug in die Unterwelt à la "Orpheus und Eurydike".

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Seit Persephone ein kleines Mädchen war, welken Blumen unter ihrer Berührung – ein schlechtes Omen für die vermeintliche Göttin des Frühlings. Nachdem sie nach Neu-Athen gezogen ist, hofft sie, als sterbliche Journalistin getarnt ein bescheidenes Leben führen zu können.

Hades, der Gott der Toten, hat in der Welt der Sterblichen ein Glücksspiel-Imperium aufgebaut.

Nach einer zufälligen Begegnung der Beiden findet sich Persephone in einem Vertrag mit dem Totengott wieder, dessen Bedingungen unmöglich zu erfüllen sind: Persephone soll Leben in der Unterwelt erschaffen oder ihre Freiheit für immer verlieren. Während sie darum kämpft, ihre Unabhängigkeit zurückzuerlangen wächst jedoch ihre Liebe zu Hades – und die ist verboten.

Aktuell sind Neuerzählungen des Hades und Persephone-Mythos stark im Kommen. Allein in den letzten zwei Jahren erschienen mit der "A Touch of Darkness"-Reihe und "Neon Gods" zwei sehr gehypte Fantasyadaptionen des mythologische Stoffs. Was bis heute fasziniert, sind ohne Frage das Motiv der 'verbotenen Liebe' und  Neuinterpretationen der Geschichte um den vermeintlichen 'Raub' Persephones.

"A Touch of Darkness" kann vorallem mit romantischer Spannung und gut ausgearbeiteten Charakteren punkten. Besonders Freund*innen des Dark Romance Genres dürften hier auf ihre Kosten kommen.

"Percy Jackson" von Rick Riordan

Percy kann es nicht fassen: Sein verschwundener Vater ist der Meeresgott Poseidon! Endlich versteht Percy, warum er ständig von irgendwelchen gruseligen Monstern aus der griechischen Mythologie verfolgt wird. Zum Glück findet er in Camp Half-Blood treue Freunde: Annabeth, die Tochter der Athene; Grover, den Satyr und Tyson, den Zyklopen. Diese drei begleiten ihn bei seinen Abenteuern im Kampf um den Olymp – fünf unfassbar spannende Bände lang!

Zur„Percy Jackson“-Reihe ist nicht viel zu sagen: Jeder kennt sie, viele lieben sie – mich eingeschlossen. Rick Riordan ist bekannt für seine Mythologieadaptionen im Jugendroman.

Nicht nur die „Percy Jackson“-Bücher, sondern auch seine „Helden des Olymp“-Reihe, die an die römische Mythologie angelehnt ist, die "Kane-Chroniken", in denen er sich der ägyptischen Götterwelt annähert und auch die "Magnus Chase"-Reihe, in der man es mit dem nordischen Pantheon zu tun bekommt, erfreuen sich großer Beliebtheit. Zu empfehlen sind übrigens auch die „Abenteuer des Apollo“.

"Fluch der Aprhodite" von Marah Woolf

Von Zeus aus Mytikas, der Heimat der Götter, auf die Erde verbannt, soll Apollon, der griechische Gott des Lichts, ausgerechnet mit Aphrodites Hilfe den Fluch brechen, den sie ihm als Strafe für die Niederlage der Trojaner im Krieg um ihre Stadt auferlegt hatte. Jenen Fluch, der es ihm seit Jahrtausenden verwehrt, sich neu zu verlieben.  

Nun sieht Apollon sich gezwungen, sich mit dem Dating des 21. Jahrhunderts vertraut machen: Ein Tinder-Account, Liebesromane und zweifelhafte Ratschläge seiner Freunde sollen ihm dabei helfen, das Herz eines Mädchens zu gewinnen. Und als wäre das nicht schon genug der Schwierigkeiten, tauchen auch noch uralte Feinde auf, die ihm die Rückkehr verwehren wollen.

Marah Woolf ist eine der erfolgreichsten Selfpublisherinnen Deutschlands. In ihrem Roman „Fluch der Aphrodite“ (der übrigens das Sequel zur "Götterfunke"-Reihe ist) gelingt es ihr, die griechische Mythologie und Götterwelt mit viel Charme und Witz zu verarbeiten.

Ihre Hauptfigur ist Apollon – der mir als ein absoluter Autor*innenliebling erscheint und in zahlreichen Adaptionen griechischer Mythen auftritt (nicht zuletzt aufgrund seines wahrlich sagenhaften Frauenverschleißes). Persönlich gefällt mir der Rückgriff auf den Trojanischen Krieg als Wurzel für Apollons Fluch sehr gut. Ein gelungenes Lesevergnügen für Liebhaber*innen des Jugendfantasyromans.

"Lore" von Alexandra bracken

Seit Jahrhunderten bestraft Zeus neun abtrünnig gewordene Götter mit einem Agon, das sie für eine Woche sterblich macht und sie der Gnade derer aussetzt, die Jagd auf sie machen, um sich ihre Kräfte anzueignen.

Nach der sadistischen Ermordung ihrer Familie durch eine rivalisierende Blutlinie entkommt Lore dem Agon und schwört, sich für das Opfer ihrer Eltern zu revanchieren, indem sie nur eines tut: überleben. Seit sieben Jahren verdrängt sie das Verlangen nach an Rache an dem Mann, der für den Mord an ihren Eltern verantwortlich ist, einem Mann namens Wrath, der unvorstellbare Macht erlangt hat.

Außer für eine Woche, alle sieben Jahre ... Als Lore in der ersten Nacht des Agon nach Hause kommt und Athene schwer verwundet vor ihrer Tür findet, bietet die Göttin ihr ein Bündnis an. Doch als die Welt unter Wraths Macht erzittert gerät Lores Entscheidung, ihr Schicksal mit dem von Athena zu verbinden.

In meiner Rezension zu "Lore" habe ich schon ausgiebig von diesem Buch geschwärmt. Leider gibt es immer noch keine deutschsprachige Ausgabe, aber ich hoffe doch sehr, dass die nicht mehr lang auf sich warten lässt!

Ein hervorragend recherchiertes Jugendbuch, das in die Welt griechischer Helden und Götter entführt, und sie in die heutige Zeit holt. Eine packende Story über Schicksal, Vergeltung und Liebe, gespickt mit zahllosen klassischen Motiven. Absolute Leseempfehlung von mir!

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Viktoria Groos hat Geschichte und Kulturwissenschaften studiert und begeistert sich seit jeher für Mythologien aus aller Welt. In ihren Fantasy-Schreibprojekten lässt sie diese Begeisterung spürbar werden und verbindet sie mit einer Prise Romantik.